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Bürgerbeteiligungsgenossenschaften

Denkanstöße und Ansätze zu einem Südtiroler Modell der "cooperative di comunità"

In den letzten Jahren ist ein wachsendes Interesse an genossenschaftlichen Initiativen zu beobachten, die gewöhnlich unter dem Oberbegriff "Bürgerbeteiligungsgenossenschaften" zusammengefasst werden. Dabei handelt es sich um Unternehmen, welche die lokalen Gemeinschaften, in denen sie tätig sind, ins Zentrum ihrer Zielsetzungen und ihrer betrieblichen Dynamiken stellen; es lässt sich sogar behaupten, dass die Gemeinschaft selbst in der Form der Genossenschaft einen Organisationsmodus findet, mittels dessen sie in angemessener Weise auf gemeinschaftliche Bedürfnisse zu antworten vermag.

Diese Initiativen sind in sehr unterschiedlichen Bereichen tätig. Sie befassen sich zum Beispiel mit der Pflege des Natur- oder des architekturhistorischen Erbes eines bestimmten Gebiets, mit der Erzeugung und der Nutzung erneuerbarer Energien, mit der Förderung des Tourismus, mit landwirtschaftlichen Aktivitäten und mit der Verarbeitung von Rohstoffen.

Diese Initiativen zeigen der Genossenschaftsbewegung Wege der Erneuerung auf, indem sie mit ihrer Unternehmensmission eines der Unterscheidungsmerkmale der Genossenschaften gegenüber anderen Unternehmensformen, nämlich das der engen Beziehung zwischen Genossenschaft und lokalem Umfeld, deutlich hervorheben und die Gegenseitigkeits- und Solidarökonomie, die Nachbarschafts- und in der Gesellschaft verwurzelte Ökonomie mit neuem Leben erfüllen.

Die "klassischen" Themen der Genossenschaftsbewegung kommen in den jüngsten Ausprägungen der Bürgerbeteiligungsgenossenschaften neu zur Anwendung, und zwar vor allem in Kontexten, in denen das sozioökonomische Gefüge durch starke Verarmungsprozesse belastet ist und in denen es im Interesse eines umfassenden Aufschwungs der Region und ihrer nachhaltigen und gemeinschaftlich getragenen Entwicklung dringend geboten ist, eine Antwort auf die Bedürfnisse der Gemeinschaften zu finden.

Obwohl es derzeit schwierig ist, eine Bürgerbeteiligungsgenossenschaft de facto als solche anzuerkennen, ist eine Anstrengung in dieser Richtung nicht nur in analytischer und deskriptiver, sondern auch in normativer Hinsicht erforderlich. Daher ist es notwendig, ausgehend von einer Untersuchung des Phänomens nicht nur zu einem Verständnis darüber zu gelangen, worin dessen aktuelle Merkmale bestehen, sondern auch darüber, welche Potenziale es in sich birgt.

Unsere Studie, welche vom Raiffeisenverband Südtirol finanziert wurde, liefert: allgemeine Informationen über bestehende Initiativen von Bürgerbeteiligungsgenossenschaften, einen normativen Rahmen über die regionalen und staatlichen Rahmengesetze der "Cooperative di comunità" und einen Ausblick über den Südtiroler Weg zu den "Bürgergenossenschaften".