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Workers BuyOut als genossenschaftliches Modell der Betriebsnachfolge

Unternehmensnachfolge ist ein komplexer und vielschichtiger Vorgang. Durch den demografischen Wandel und die damit verbundene Knappheit an jüngeren Unternehmerpersönlichkeiten stehen in den nächsten Jahren voraussichtlich eine große Anzahl von Eigentümer*innen vor der Frage: "Wer übernimmt meinen Betrieb?"

Da eine Übergabe innerhalb der Familie oder ein Verkauf an Dritte aus unterschiedlichen Gründen nicht immer möglich ist, möchten wir hier ein Nachfolgemodell präsentieren, das aus dem eigenen Unternehmen hervorgehen kann, das Workers BuyOut.

Seit rund 30 Jahren findet die Übergabe des Unternehmens an die eigene Belegschaf erfolgreich in Europa Anwendung. Die Belegschaft gründet dafür eine eingetragene Genossenschaft. Die Genossenschaft kauft das Unternehmen und die Mitarbeiter*innen führen es gemeinsam als Miteigentümer*innen weiter. Deshalb wird diese Form auch Mitarbeiter*innen, Arbeitnehmer*innen-Genossenschaft bzw. international als Workers BuyOut, kurz WBO, bezeichnet.

Eine Genossenschaft ist eine Unternehmensform, bei der die Mitglieder Miteigentümer*innen eines unabhängigen Unternehmens sind, das selbstständig von den Mitgliedern geführt wird. Sie legen gemeinsam fest, wer das Unternehmen als Vorstand leitet und in Form eines Aufsichtsrats kontrolliert und entscheiden über die Unternehmensstrategie. Zur Gründung bedarf es mindestens 3 Mitglieder, die Geschäftsanteile erwerben. Jedes Mitglied verfügt, unabhängig von der Anzahl der erworbenen Anteile, über genau eine Stimme.

Die Gründungsmitglieder geben sich eine Satzung und legen gemeinsam die Art ihrer Tätigkeit und ihren Förderzweck fest. Eine Genossenschaft ist die einzige Unternehmensform, die ihre Mitglieder laut Gesetz fördern muss. In der hier beschriebenen Form kann ein Förderzweck z.B. die Sicherung der Arbeitsplätze der Mitglieder sein.

Jede Unternehmensnachfolge ist ein hochindividueller Prozess. Die große Herausforderung bei einer Betriebsübergabe liegt darin, eine zum Unternehmen passende Nachfolge zu finden.

Eine genossenschaftliche Nachfolgelösung bietet für die Zukunft des Unternehmens einige wesentliche Vorteile. Führt die Belegschaft das Unternehmen gemeinsam weiter, bleiben nicht nur Lebenswerk, Unternehmenswerte und Arbeitsplätze erhalten, sondern auch vorhandenes Know-how und die Kontinuität im Unternehmen, denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen die Besonderheiten des Betriebes, der Kunden und Lieferanten. Die in der Belegschaft vorhandenen Qualifikationen und Berufsbilder werden sogar aufgewertet, weil als Folge der genossenschaftlichen Übernahme aus erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nunmehr engagierte Mitglieder des Nachfolgeunternehmens werden, die als Miteigentümerinnen und Miteigentümern auch Führungskompetenzen entwickeln und Gesamtverantwortung übernehmen können. Und nicht zuletzt bleibt das Unternehmen der Region erhalten.

Unsere maßgeschneiderte Begleitung in allen Projektphasen

Die Entwicklung vom Mitarbeiter zum Unternehmer gelingt mittels professioneller Begleitung, die in verschiedener Form vorgesehen ist und je nach Bedarf zeitgerecht angeboten wird. Im Einzelnen erfolgt dies mittels folgender, anerkannter Begleitmaßnahmen wie:

  • Kommunikationsförderung
    Besonderes Augenmerk wird zunächst durch gezielte Förderung der Kommunikation auf dieVermittlung und Verständigung über die bevorstehenden Veränderungen gelegt, damit alle Beteiligten sich gemeinsam im kreativen Dialog ein klares Bild über die künftige Gestaltung des Unternehmens schaffen können. Die zwischenmenschlichen Beziehungen erfahren in diesem neuen Kontext zusätzliche Entfaltung. Das Projekt bekommt dadurch Kraft, die "menschlichen" Ressourcen werden für die neuen Aufgaben erweckt, entdeckt und es bildet sich ein Team mit einem Ziel vor Augen und dem guten Gefühl, es gemeinsam zu schaffen.
  • Moderation
    Als begleitendes Führungsinstrument fördert sie den Abschluss der anstehenden Entscheidungsprozesse, kollegiales Geben und Nehmen erfährt angemessenen Ausgleich und alle Beteiligten bleiben motiviert, fühlen sich gehört und damit in ihren jeweiligen neu zu belegenden Rollen respektiert und wertgeschätzt: das Team kommt voran, mögliche Stolperfallen werden proaktiv erkannt und lösungsorientiert bearbeitet.
  • Coaching
    Coaching ist ein Angebot an den Einzelnen oder an das Team. In einem Coaching-Prozess kann man sich auf die angestrebte berufliche Weiterentwicklung konzentrieren und daran aktiv arbeiten, damit die definierten Ziele mit Unterstützung des Coaches zeitgerecht umgesetzt werden. Coaching führt zu persönlichem Wachstum, welches sich an Hand von messbaren Verbesserungen von betrieblichen Ergebnissen überprüfen lässt.
  • Projektmanagement
    Als Führungsinstrument strukturiert es die Planung, die Überwachung, die Steuerung und den Abschluss eines Projektes. Konkret beinhaltet es im Besonderen die Prozessbeschreibungen, das Kostenmanagement, eine Rollenbeschreibung und die Anwendung von anerkannten Methoden mit der Verwendung von entsprechenden Arbeitsvorlagen. Damit kann ein dynamisches Management gewährleistet und die methodengestützte Steuerung von Projekten und Prozessen umgesetzt werden.
  • Mediation
    Veränderungsprozesse können unangenehme Gefühle auslösen, zu unbefriedigten Bedürfnissen und beeinträchtigten Interessen führen, gelegentlich zu wirklichen Auseinandersetzungen, ja Konflikten. Ein bereitstehendes mediatives Instrumentarium oder bei Bedarf, begleitende Mediation begünstigt schrittweise direkte Kommunikation und neuerliches und gegenseitiges Vertrauen; die jeweiligen Sichtweisen erweitern sich, die divergierenden Perspektiven werden zu einer Gesamtsicht geführt. Dies ermöglicht es, den Blick wieder nach vorne zu richten, die Zukunft zu gestalten und die eigenständig gefundenen Lösungsoptionen stellen sicher, dass schließlich die Erfüllung und Einhaltung der getroffenen Vereinbarung nachhaltig ist, weil es keinen "Verlierer" gibt.
  • Weiterbildungsangebote
    Last but not least, werden nach Bedarf Kurse zum Ausbau der Fähigkeiten vermittelt.